Mittelalter in der Grafschaft Haag
Die Grafschaft Haag ist erforscht von 1145 bis 1804, gegliedert in die einzelnen Generationen der Haager Grafen. Diese werden im einzelnen kurz beschrieben.
Der Inhalt (Text und Bilder) stammt von Rudolf Münch, Tannenstraße 24, 83527 Haag; Tel.: 08072/8489. Er ist Autor und Copyright-Inhaber.
Beschreibung der Grafschaft Haag
Innerhalb Bayerns lagen in früheren Jahrhunderten einige, von Bayern unabhängige, einzig dem Reich unterstellte, also reichsunmittelbare Herrschaften. Eine solche war die Freie Reichsgrafschaft Haag. Sie umfaßte 28 Gemeinden westlich des Inns und umschloß damit 517 Dörfer, Weiler und Einöden zwischen Burgrain und Gars, zwischen Schwindkirchen und Ebrach.Dieses Gebiet bildete im geschlossenen Verband seit dem frühen Mittelalter die Reichsgrafschaft Haag und war mit ca. 270 qkm Fläche eine politische Insel im Meer des bayerischen Hoheitsgebietes, mit eigener Verwaltung und Gerichtsbarkeit, eigener Steuerhoheit, Zollrecht, Münzrecht, Sitz und Stimmrecht im Reichstag. Auch bei den Aufrufen zum Reichsheer wird die Grafschaft Haag als selbstständiges Land veranschlagt und stellt seine Truppen, „das Haager Fähnlein„, souverän zu den Rüstungen des Reiches.
Mittelpunkt der Grafschaft war Haag mit seiner Burg, von wo aus die Herrschaft und die hohe Gerichtsbarkeit ausgeübt wurden. Unterteilt war die Grafschaft in die fünf Ämter: Albaching, Mering, Kirchdorf, Schwindau und Rieden, und in die Hofmarken Hampersberg, Schönbrunn, Armstorf, St. Wolfgang und Preisendorf.
Die Grenze der Grafschaft war gekennzeichnet durch steinerne Säulen, „Marchsteine“, die bis zu drei Meter hoch waren und das Schimmelwappen trugen, auf der Bayern zugewandten Seite das Rautenwappen. Heute sind nur mehr etwa fünfzehn an der ehemaligen Westgrenze vorhanden.
(Weiterführende Lit.: R. Münch 1987: Das grosse Buch der GH Band I und II, Stabi München 88.3750-1 u.-2).
Die Gurren von Haag
Die Anfänge der Grafschaft
Haag, an der Kreuzung zweier Römerstraßen entstanden, wird um das Jahr 980 als Sitz des freien Herrengeschlechts „de Haga“ erstmals erwähnt. Dieses Rittergeschlecht „vom Hage“ wird um 1200 von den „Gurren von Haag“ abgelöst, die vorher ihren Stammsitz auf dem Rudersberg bei Kirchdorf, etwa 1 km nördlich von Haag, hatten. Sie brachten ihr Wappen, den Haager Schimmel, mit nach Haag und werden als des Kaisers „Getreue“ bezeichnet, weshalb angenommen wird, daß das unter ihnen entstandene Herrschaftsgebiet Haag vom Kaiser verliehen, also reichsunmittelbar war.
(Weiterf.Lit.: R. Münch 1987: Das grosse Buch der GH Band I+II; T. Burkard HAB Altbayern 15, S.37; Max Fastlinger 1904: Karol.Pfalzen in Altbayern)
Sigfrid von Fraunberg
Haag wird reichsunmittelbar
Im Jahr 1245, als der letzte Gurre von Haag ohne männliche Nachkommen starb, übertrug Kaiser Friedrich II. die Grafschaft Haag an den Ritter Sigfrid von Fraunberg, der mit Elisabeth Gurre verheiratet war. In der kaiserlichen Urkunde vom Mai 1245 wird Haag ausdrücklich als Grafschaft bezeichnet, deren gräfliche Amtsgewalt an Sigfrid von Fraunberg als rechtmäßigem Nachfolger des Konrad Gurre übertragen wird. Gleichzeitig wird der Grafschaft die hohe Gerichtsbarkeit als Reichslehen bestätigt, ein Privileg reichsunmittelbarer Länder.
Sigfrid von Fraunberg war ein streitbarer Ritter. Er stand im Heer Kaiser Friedrich II. bei den Italienzügen und beteiligte sich an den Belagerungen von Wasserburg (1247), Falkenstein und Andechs (1248).
Auf Sigfrid folgten seine Söhne Sigfrid II. und Berthold. Sie teilten Besitz und Geschlecht in die Linie Haag und Fraunberg. Die Linie der „Fraunberger zum Haag“ beherrschte die Grafschaft und war reichsständisch, während die „Fraunberger zu Fraunberg“ (bei Erding) landständisch blieben.
(Weiterf.Lit.: R. Münch 1987: Das grosse Buch der Grafschaft Haag Band I, Bayer.Staatsbibliothek München 88.3750-1)
Sigfrid III.
Haager Fehden und Eroberungen
Bertholds Sohn Sigfrid III. regierte Haag von 1276 bis 1317. Er war eine stolze wehrhafte Figur. Wenn er sein Recht nicht bekam, griff er zum Schwert. Das beweisen seine vielen Fehden und vor allem die Art seiner Kriegsführung. Um 1280 führte er Krieg gegen das Bistum Salzburg, um dessen Einfluss im Haager Land zu beenden. 1304 erwarb er die Herrschaft Hohenburg am Inn. Um 1317 führte er eine blutige Fehde gegen das Bistum Freising, die sein Sohn Sigfrid IV. mit lockerer Hand am Schwertknauf fortsetzte, wobei er die Burgen Kranzberg und Burgrain stürmte und die widerspenstige Besatzung zum Teil massakrieren ließ.
Sein ältester Sohn Konrad I. wurde Inhaber der Grafschaft Haag. Die meiste Zeit verbrachte dieser im Sattel seines Streitrosses. Für seine Verdienste in der Schlacht bei Mühldorf 1322 erhielt er vom Kaiser Ludwig IV. 1324 das Marktrecht und die Freyung für Haag.
Der jüngste Bruder Hans I. erwarb im Jahre 1338 die Burg Prunn an der Altmühl. Auf dieser Burg wurde die Handschrift des Nibelungenliedes gefunden, die aus der Zeit Hans I. von Haag stammt.
(Weiterf.Lit.: R. Münch 1987: Das grosse Buch der GH, Bände I u. II; R. Münch 1984: Burgen und Edelsitze der Haager Geschichte. Stabi München: Art 85.294)
Konrad II.
Der Haager Einfluss in Tirol
In der folgenden Generation herrschten in Haag Hans II. und Konrad II. (1337- 1381). Sie teilten die Verwaltung der Grafschaft in den oberen und den niederen Teil ein. Konrad (niederer Teil) residierte auf der Hohenburg, Hans (oberer Teil) erbaute sich 1353 die Burg Fraunberg bei St. Christoph und residierte dort.
Schon damals wollten die Fraunberger zum Haag ihre Hausmacht stärken. Da ein Ausgreifen aus der Grafschaft mit seinen festen Territorialgrenzen ins bayerische Herzogsgebiet nicht möglich war, versuchte Konrad II. in Tirol Fuß zu fassen.
Als Hofmarschall der Herzogin Margarete Maultasch gewann er dort eine einflußreiche Position und zahlreichen herrschaftlichen Besitz. Er wurde 1354 Statthalter von Trient, verwaltete die Festung Kufstein und den Bezirk Kitzbühel. Den Gerüchten zufolge soll er der begünstigte Liebhaber der Herzogin Maultasch gewesen sein. Er häufte in Tirol ansehlichen Besitz: die Burg Sarntheim im Sarntal, die Ehrenburg im Pustertal, die Festungen Persen bei Trient und Penede über dem Gardasee, die Burg Stein am Ritten. Dazu ließ er sich Güter und Weinberge verschreiben. Nachdem der wittelsbachische Ehemann der Maultasch überraschend einem Mord zu Opfer fiel, wurde der Haager verhaftet und entmachtet, man konnte ihm aber nichts nachweisen.
Beim anschließenden Feldzug der Wittelsbacher Herzöge gegen die Grafschaft Haag wurde 1362 die Burg Fraunberg bei St. Christoph und die Hohenburg angegriffen, aber von den Haagern gehalten. Als Konrad II. um 1381 starb, hinterließ er die Söhne Wilhelm und Christian von Fraunberg-Haag.
(Weiterf.Lit.: R. Münch 1987: Das grosse Buch der GH Band I u. II, Stabi München 88.3750-1 u. -2; R. Münch 1984: Burgen u. Edelsitze der Haager Geschichte, Stabi München Art.85.294)
Christian und Wilhelm
Der Kirchenbauer und der Steuereintreiber
Christian ließ 1372 die Kirche München-Thalkirchen erbauen, pfändete 1382 die Herrschaft Burgrain und erbaute die St. Nikolaus- Kapelle auf der Hohenburg. Unter ihm wurden die Pfarreien Rieden und Rechtmehring um 1380 selbstständig (bisher Pfarrei Kirchdorf) und die Kirche St. Christoph aus den Steinen der Burg Fraunberg errichtet. Christian fiel im Türkenkrieg 1396 auf dem Balkan.
Sein Bruder Wilhelm, genannt „der Freudige“, war einer der besten Turnierkämpfer seiner Zeit. Er diente bei König Wenzel, war Reichslandvogt in Schwaben und kaiserlicher Steuereintreiber (Kämmerer). Mit den Privilegien des Deutschen Reichs ausgestattet, war er rigoros im Eintreiben von Steuern, bedenkenlos im Nehmen von Provisionen und skrupellos bei der Durchsetzung seiner Ziele.
Über die Stadt Augsburg verhängte der Haager die Reichsacht, erschlug mehrere aufsässige Augsburger und belagerte die Stadt an ihren Ausfallstraßen. Er galt als einer der reichsten und Mächtgsten Adeligen in Bayern und zog sich mit seiner expansiven Politik die Gegnerschaft der bayerischen Herzöge zu, die in der folgenden Zeit immer mehr zum Ausdruck kam. Als er 1412 starb, übernahm sein Neffe Georg III. von Fraunberg zum Hag die Grafschaft.
(Weiterf.Lit.: R. Münch 1987: Das grosse Buch der GH Band I, Stabi München 88.3750-1)
Georg III.
Der Krieg gegen Niederbayern, genannt der Ochsenkrieg
Georg errichtete das Kloster Ramsau und machte reiche Stiftungen an das Kloster Gars und die Pfarrei Wang, ebenso wie an andere Kirchen im Haager Land. 1406 wurde eine Schule in Kirchdorf installiert und die Krypta von Kirchdorf zur Erbbegräbnistätte der Haager Grafen bestimmt.
Trotzdem war Georg kein Heiliger. Er führte einen schonungslosen Krieg gegen Niederbayern („Ochsenkrieg“ 1421- 1422), der ihm aber nichts einbrachte, abgesehen von spektakulären Einzelerfolgen. 1421 stürmte er mit seinem Haager Haufen die bayerische Burg Giebing und brannte sie nieder; er nahm das stark befestigte Dorfen ein; 1422 brannte er die Edelsitze Eberspeck und Schrenk bei Erding und mehrere Dutzend niederbayerische Dörfer nieder, ehe er mit seinem gepanzerten Schlachtroß im Sumpf des Starzelbach-Mooses versank und gefangengenommen wurde.
Er wurde wegen seiner Untaten von der Kirche ausgeschlossen. Ungeachtet dessen stürmte er 1435 mit seinen „wilden Gesellen“ die uneinnehmbar geltende Burg Stein an der Traun in einer Vergeltungsaktion und zwang den Inhaber, Oswald von Toerring, zu einer Pilgerreise nach Rom. Georg starb 1436 und liegt in Gars begraben.
Sein Vetter Georg II. von Haag eroberte 1422 die Burg Rathmannsdorf in Niederbayern. Er war seit 1421 Verwalter der bayerischen Festung Schärding und verweigerte 1427 den Bayernherzögen die Huldigung; er verbot ihnen mit Waffengewalt, die Stadt zu betreten.
(Weiterf.Lit.: R. Münch 1987: Das grosse Buch der GH Band I, Stabi München 88.3750-1; R. Münch 1990: Kirchdorf bei Haag, Kunstführer Verlag Schnell & Steiner, Stabi München H eccl. 3165p)
Georg IV. und Hans VI.
Die großen Bauherren
Die Nachfolger von Georg II. waren Georg IV. und Hans VI. In ihrer Amtszeit (1426- 1476) begann in der Grafschaft eine Kirchenbaulust; überall wurde geplant, erneuert und vergrößert. Über den Mauern alter romanischer Kirchen entstanden neue gotische Bauwerke, so St. Wolfgang, Lappach, Hochhaus, Limberg, Pyramoos und Kirchdorf. (Weiterf.Lit.: R. Münch 1982: Kunstführer durch die GH, Stabi Mü.Art 83.480)
Dem massiver werdenden Druck von Bayern konnten sie sich nur schwer erwehren. Die außerhaagischen Besitzungen wurden aufgegeben, verkauft und vererbt. Um die bayerische Bedrohung abzuwehren, ließen die Herren von Haag 1436 ihre bis dahin freieigene Grafschaft vom Kaiser zum Reichslehen erklären. 1465 wurden sie zu Reichsfreiherren ernannt und erhielten Reichsstandschaft, Stimme im Reichstag u. Zollrecht.
Der Haager Herrscher Hans VI. von Fraunberg regierte die Grafschaft von 1436 bis 1476. Er ließ die Kirchen von Lappach, St.Wolfgang und Schwindau neu errichten oder erneuern, nachdem diese wahrscheinlich im Ochsenkrieg von bayerischen Truppen beschädigt worden waren.
Unter Hans VI. stand das Haager Fähnlein 1462 in der Schlacht bei Giengen (Württemberg) mit 60 gepanzerten Reitern aus der Haager Dienstmannschaft. Obwohl die Haager auf der Siegerseite und mit Bayern verbündet waren, kam es nach dem Krieg zu Reibereien mit Bayern. Unter dem Druck bayerischer Truppen mußten die Haager Freiherren 1471 den Herzögen ein Öffnungsrecht gestatten, das bis 1476 bestand, obwohl es nicht angewandt wurde.
(Weiterf.Lit.: R. Münch 1987: Das grosse Buch der GH, Band II. Stabi München 88.3750-2)
Sigmund
Das Haager Fähnlein im Landshuter Erbfolgekrieg
1476 erbte Sigmund von Fraunberg zum Hag die Grafschaft und ordnete die Verhältnisse. Er ließ sich vom Kaiser die Reichsunmittelbarkeit bestätigen, baute die Burg Haag zu einem Bollwerk aus (1481) und vollendete die im Bau befindlichen Kirchen zu Kleinodien der Landschaft.
Im Landshuter Erbfolgekrieg stellte die Grafschaft Haag 1504 ein Fähnlein mit 300 Landsknechten an die Front in Niederbayern. Währenddessen drangen oberbayerische Truppen in die ungeschützte Grafschaft ein und plünderten und brandschatzten das Haager Land 21 Tage lang. Auf kaiserlichen Befehl mußten die bayerischen Truppen wieder abziehen, denn die Gragfschaft hatte sich inzwischen „neutral“ erklärt. Sigmund erreichte danach wieder die volle Unabhängigkeit von Bayern und wurde zum Reichskammerrichter ernannt.
(Weiterf.Lit.: R. Münch 1987: Das grosse Buch der GH Band II, Stabi München 88.3750-2; R. Münch 1983: Die Grafschaft Haag im Landshuter Erbfolgekrieg, in Mühlrad XXV Mühldorf Nr.12)
Ladislaus
Das Ende der Dynastie Fraunberg-Haag
Schon 1509 wurden die Haager in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben und erhielten 1541 das Münzrecht. Der Enkel des Grafen Sigmund, Ladislaus (1522- 1566) begann im Jahre 1541, Haager Silbermünzen zu prägen, die mit ihren Renaissance-Bildern zu den wertvollsten Sammlermünzen der Welt zählen (Lit.: R. Münch 1997: Münzen & Medaillen des Haager Landes, Stabi München)Graf Ladislaus kämpfte in jungen Jahren als Hauptmann im Regiment Frundsberg gegen Frankreich. In der Schlacht bei Pavia 1524 war er unter jenen, die den französischen König Franz gefangennahmen. Ladislaus heiratete 1540 die Tochter des Markgrafen von Baden, Maria-Salome, die 1551 kinderlos verstarb. Im Jahre 1556 ehelichte Ladislaus die italienische Prinzessin Aemilia Roverello de Pio, die aber einige Wochen nach der Hochzeit in Ferrara entführt wurde. (Lit.: O.T.von Hefner 1867: Adeliger Antiquarius II S.73).
Da eine Scheidung dieser italienischen Ehe nicht möglich war, lebte er anschließend in wilder Ehe mit Margaretha von Trenbach. Aus dieser Verbindung ging ein Kind hervor, das in Prunn geboren und im evangelischen Hemau auf den Namen „Maria-Salome“ getauft wurde. Graf Ladislaus ließ 1558 in der Grafschaft Haag die Religionsfreiheit ausrufen, weshalb nach kurzer Zeit ein Großteil der Bevölkerung evangelisch wurde, mit Ausnahme der Pfarrei Albaching. (Lit.: W.Geyer 1895: Graf Ladislaus und die Einführung der Reformation in seiner Grafschaft Haag)
Zur Abwehr gegen die bayerische Bedrohung rüstete Ladislaus das Haager Land systematisch auf. Er kaufte 1558 in Nürnberg über 1.000 moderne Hakenbüchsen, 100 Faustbüchsen, 100 Langrohrbüchsen, 18 überlange Feuerbüchsen, 10 Doppelhakenbüchsen und 26 Feldgeschütze auf Rädern. Dazu 200 Rüstungen und München 88.3750-3)
Der Haager Bauernaufstand
Ab 1567 wurden die Wittelsbacher vom Kaiser mit der Grafschaft Haag belehnt. Nachgeborene Söhne oder eine Seitenlinie der Wittelsbacher waren dann „Reichsgrafen von Haag“. Sie führten nach und nach bayerische Gesetzte ein, erhöhten die Steuern. Aus diesem und anderen Gründen kam es 1596 zum Haager Bauernaufstand gegen den Herzog, an dem sich alle 1500 Bauern beteiligten. Die aufständischen Bauern wählten aus sich einen Ausschuß von acht Hauptführern („Fähnleinführern“) und weitere 52 Unterführer. Zwei herzogliche Beamte wurden von den Bauern verprügelt. Die Rebellion forderte ihre alten Grafschafter Rechte und schwor einen Einungseid bei Leib und Leben. Der Aufruhr wurde vom Herzog jedoch im Keim erstickt und niedergeschlagen, die Anführer zu Zwangsarbeit verurteilt, den zwei Hauptführern wurden die Finger abgehackt.
(Weiterf.Lit.: R. Münch 1993: Das grosse Buch der GH Band IV, Stabi München 88.3750-4; R. Blickle 1982: Die Haager Bauernversammlung 1596, in: Bauer, Reich u. Reformation; R. Münch 1983: Rädelsführer & Rebellen, Stabi München 4 Bavar 83.118)
Haag unter den Wittelsbachern
Bis 1804 führten führten die bayerischen Herzöge die neue Erwerbung Haag weiterhin als „Freie, unseren Kurlanden nicht eingegliederte Reichsgrafschaft Haag“.
Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Säkularisation
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Haag 1634 von eigenen Truppen und 1648 von Schweden und Franzosen geplündert und bedrängt. Während des Spanischen Erbfolgekriegs 1704-1714 wurde die Grafschaft Haag den Wittelsbachern wieder entzogen und vom Kaiser dem Grafen Sinzendorff unterstellt.
Unter Kaiser Karl VII. war die Grafschaft vom Kaiser direkt verwaltet (1742- 1745). Im Jahre 1777 wurde die Grafschaft dem Grafen Hadik von Futak unterstellt. Erst mit der Säkularisation 1804 kam die Grafschaft Haag endgültig an das Kurfüstentum Bayern. Die verlorene Schlacht bei Hohenlinden am 3.12.1800 hatte zur Auflösung des alten Deutschen Reiches und damit zum Ende der Freien Grafschaft Haag geführt.
(Weiterf.Lit.: R. Münch 1993: Das grosse Buch der Grafschaft Haag Band IV, Stabi München 88.3750-4; R. Münch 1883: Rädelsführer & Rebellen, Stabi München 4 Bavar 83.118)
Haag wird selbstständige Pfarrei und bekommt Bürgermeister und Rat
1808 wurde Haag selbstständige Pfarrei, 1813 wurde die erste Bürgermeister- und Ratswahl vorgenommen. Der Markt Haag zählte 1815 rund 1.080 Einwohner. 1831 wütete ein großer Brand in Haag, bei dem 60 Häuser niederbrannten, darunter die Pfarrkirche.
Nach der Auflösung des Landgerichtes Haag 1804 kam es zu einer Neubildung des Landgerichtes, des späteren Amtsgerichtes. 1830 wurde die Friedhofskirche gebaut, 1862 das Notariat Haag errichtet. 1864 ließ sich der Orden der Englischen Fräulein in Haag nieder.
Im gleichen Jahr wurde der Turn- und Sportverein gegründet. 1869 wurde die Haager Bürgerwehr, die Nachfolgerin des Haager Fähnleins, aufgelöst, im gleichen Jahr das Krankenhaus Haag zum Disktriktskrankenhaus erweitert. Im Jahre 1900 wurde die Bahnlinie Haag-Thann/Matzbach eröffnet; diese Lokalbahn bestand bis 1974 und ist heute abgetragen.
(Weiterf.Lit.: R. Münch 1995: Das grosse Buch der Grafschaft Haag Band V, Stabi München 88.3750-5)
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